Monatsspruch August 2024
Der Herr heilt, die zerbrochenen Herzens sind,
und verbindet ihre Wunden.
(Psalm 147, 3)
Liebe Leserin, lieber Leser,
es gibt „gebrochene“ Herzen und „zerbrochene“ Herzen. Seit den 1990er-Jahren ist das sogenannte „Broken-Heart-Syndrom“ bekannt: Eine große körperliche Anstrengung, aber auch eine starke emotionale Belastung, kann das Syndrom des gebrochenen Herzens auslösen.
Bei diesem medizinischen Notfall treten Symptome auf wie bei einem Herzinfarkt. Viel häufiger sind gebrochene Herzen, deren Ursache in traumatischen Erfahrungen und tiefgehenden Verletzungen liegen.
Und was sind zerbrochene Herzen? Hier stellt sich die schmerzliche Erkenntnis ein: an manchem, was zerbrochen ist, bin ich – sind wir – schuld. Im Hintergrund des 147. Psalms steht die Erfahrung der Israeliten, dass all ihre Träume und Hoffnungen zerbrochen sind. Jerusalem wurde zerstört und viele Israeliten wurden aus der Heimat verschleppt ins ferne Babylon. Und über allem steht die schaurige Erkenntnis: Wir sind selbst schuld: weil wir allem Möglichen vertraut haben, aber nicht dem lebendigen Gott. Menschen mit einem zerbrochenen Herzen sind also einsichtig, demütig – bereit, um Vergebung zu bitten und umzukehren. Aber gerade für diese Menschen gibt es eine vielversprechende Hilfe: Wir können zu dem „Kardiologen“ gehen, der sich bestens mit unserem Herzen, unserer Persönlichkeit, unserer Seele auskennt. Und das ist Gott! Er allein weiß, was in uns vor sich geht. Bereits im Alten Testament stellt sich Gott so vor: „Ich bin der Herr, dein Arzt“ (2. Mose 15,26). Und im Neuen Testament wird Jesus unter anderem als Arzt und Heiland beschrieben, der speziell für die Kranken gekommen ist.
Deshalb sind wir auch mit zerbrochenem Herzen bei ihm an der richtigen Adresse. Wir können unser Herz vor ihm ausschütten. Sanft legt Jesus seine heilende Hand auf zerbrochene Herzen und wunde Seelen. Zuerst will er, dass wir hinsehen, einsehen, nachdenken. Gefühle zulassen, Schmerzen aushalten. Wir erkennen, wo wir verkehrt handelten und sehen ein, wo wir falsch lagen. Wir bitten um Vergebung.
Sorgfältig leitet Jesus uns in diesen Behandlungsschritten an. Manches Mal spricht er dabei direkt zu uns, in anderen Fällen tut er dies durch sein Wort oder durch andere Christen. Und mit seiner Liebe verbindet er dabei langsam die Wunden. Manches wird schnell geheilt, anderes benötigt vielleicht längere Zeit. Das Therapieziel ist ein festes, fröhliches Herz, das allenfalls aus Begeisterung über unseren barmherzigen Gott „in Sprüngen geht“ (EG 351,13).
Pfarrer Michael Schaan, Öschelbronn
Quelle: Dekanatsrundbrief